Diese beiden „Formen“ der Kommunikation sind mir ein besonderes Anliegen. In letzter Zeit wird mir immer wieder sowohl im beruflichen und auch privaten Bereich deutlich wie wertvoll sie sind. Dabei fällt mir auch auf, dass sie in vielen Bereichen fehlen bzw. es unterschiedliche Definitionen geben kann und sie dann missverständlich gebraucht werden.
Da ich vergangenes Wochenende am ersten FenKid-Vertiefungswochenende teilnehmen konnte, ist es mir ein Anliegen, meine Gedanken mit Ihnen hier zu teilen.
Für mich gehört zum Dialog auf jeden Fall, dass sich beide Seiten VOR einer Entscheidung zusammensetzen, jede Partei ihre Sichtweisen äußert und alle Erfahrungswerte als ein bereichernder „Schatz“ gesehen werden. Dabei ist die gleichwürdige Kommunikation hilfreich. Der Begriff „Gleichwürdigkeit“ stammt von Jesper Juul, dem dänischen Familientherapeuten, und besagt, dass jeder Mensch die gleiche Würde hat und die entsprechende Wertschätzung im Handeln und Kommunizieren erfahren kann. Auch Kinder – und seien sie noch so klein – sind gleichwürdig. Das darf nicht verwechselt werden mit „Gleichberechtigung“, was im Erwachsenen-Kind-Verhältnis – sei es zu Hause oder in einer Einrichtung – schlichtweg nicht möglich ist und auch Gefahren beinhalten würde. Als gleichwürdige Mitmenschen erfahren auch Kinder den respektvollen, wertschätzenden Umgang vonseiten der anderen, werden mit ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen wahrgenommen.
Dazu ist es wichtig, für die gleichwürdige Kommunikation eine persönliche Sprache zu verwenden:
• Ich-Botschaften – ich spreche von mir statt von „man“ oder von „wir“
• Vorbereitende Kommunikation – ich kündige an, was als nächster Schritt folgt, und warte ab
• Beschreiben der Ist-Situation – wertfreies Beschreiben
• Gefühle benennen ohne Zuschreibungen – „Du stampfst mit den Füßen, für mich sieht es so aus, dass du wütend bist.“
• Eigene Grenzen definieren und sich Zeit lassen bei unklaren Gefühlen, Situationen – z.B. „ich weiß gerade nicht weiter… da muss ich kurz nachdenken.“
Das ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, eine wunderbare einladende Kommunikationsform. Ich selbst lerne dabei jeden Tag dazu. Da es mir selbst nicht von Anfang an mitgegeben wurde, was einfach mit der Zeit meines „Großwerdens“ zusammenhängt, ist es ein Prozess, der mit jedem kleinen Schritt und stetem Reflektieren einhergeht. Es klappt auch bei mir nicht jeden Tag und bei jedem Kommunikationspartner auf Anhieb. Wichtig ist es mir, dass ich dabei bleibe. Deshalb mein Wunsch an Sie: Seien Sie geduldig mit sich selbst, wenn Sie sich auf den Weg der gleichwürdigen Kommunikation machen wollen. Es braucht Zeit. Wir leben in einer Gesellschaft, in der den meisten von uns diese Art miteinander zu kommunizieren nicht „beigebracht“ wurde. Jedoch bin ich überzeugt davon, dass jede/r Einzelne, der/die gleichwürdig kommuniziert, eine gleichwürdige Haltung den Menschen gegenüberbringt, einen positiven Beitrag leisten kann – besonders für die Kinder und deren Eltern in dieser „ver-rückten“ Zeit.
Ihre Renata Tukac